Eine Wiener Anti-Pop-Karriere kann zum Beispiel so aussehen: Vier Männer zwischen Anfang vierzig und schon nicht mehr höflich zu fragen gehen mit geschulterten Gitarren und Akkordeon durchs Schilf. Sie wissen es nicht, oder es ist ihnen scheißegal, aber sie befinden sich auf dem langen Weg in die Charts. Dort kamen die Herren Molden, Resetarits, Soyka und Wirth letztes Jahr mit ihrem Album „Ho Rugg“, dem zweiten in dieser Formation, dem x-ten aller Beteiligten in verschiedensten Kombinationen, endlich an und tranken vermutlich ein oder zwei jener Viertel, die Molden in seinen Texten immer wieder gern serviert. Bloß ist dieser Ort des Ankommens in ihrem Fall ein burgenländischer Schangl, unweit des Studios in Oslip, wo Thomas Pronai sie zusammen mit Produzent Kalle Laar aufgenommen hat. Analog und in drei Tagen natürlich, weil was gemütlich ausschaut, manchmal auch gelebtes Dogma sein kann. Wenn das Männermusik ist, dann ist sie das Gegenteil von satt und selbstgefällig, denn diese Männer, diese „wappla“, die nicht alt werden, rennen „blind duach de nochd.“ Sie verstecken sich in ihrem alten Stammcafé vor dem Welt-Untergang, bis irgendwann „da dod“ vorbeikommt und sie auslacht, weil sie vor ihm zittern. Das war schon in der Kindheit so, als ihnen die Mutter ein schnelles Ende am Rutschturm im Prater prophezeite. Ernst Molden schreibt Songs, die ineinander greifen so wie anderer Leute Bücherkapitel, und er ist auch nach elf dicken Bänden bei weitem nicht fertig. Willi Resetarits, dessen Stimme seine Lieder „ibas losziagn“ mit dem ganzen Gewicht seiner Einsicht und Erfahrung erdet, ist Moldens idealer Partner. Neben ihnen sind Walther Soyka und Hannes Wirth wahre Meister im scheinbaren Verschwinden. Tatsächlich illuminieren sie diese Wiener Geschichten mit Saite und Balg ganz selbstlos von innen. Und sie tun das im gemessenen Tempo von Leuten, die wissen, dass der lange Marsch nach dieser vorläufigen Ankunft auch noch lange weitergehen wird.