Nicht bloß bei ihren bisherigen beiden Popfest-Auftritten, sondern wann immer Mika Vember irgendwo auf die Bühne geht, wird sofort offensichtlich, was sie ihrem Publikum bedeutet. Konzert um Konzert, ob in Österreich, Frankreich, Deutschland oder der Schweiz hat Vember sich einen wachsenden Kreis eingeschworener Anhänger_innen erobert. Wie ein Schatz, der immer weiter wächst, weitergereicht von einer/m zur/m anderen, hat auch ihr großes 2011-er Album „Our Lady of the Loops“ mit den Jahren still aber stetig an Bedeutung gewonnen. Ob sie darauf nun in „We All Agree“ die (nicht zuletzt musikalische) Rückwärtsgewandtheit ihres Heimatlands, die patriarchalischen Prägungen des Familienlebens und die Einstellung gegenüber Asylsuchenden auf die Schaufel nahm, oder ob sie in einem Song wie „Layers“ hypnotisch und mit besessen repetitiver Dringlichkeit die Geschichte einer (gescheiterten?) Beziehungsanbahnung dokumentierte, wer länger mit diesen Songs gelebt hat, weiß, wie viele lohnende Schichten sich darin mit intensivem Hören freilegen lassen. In letzter Zeit war Vember vor allem als Duo mit Akkordeonistin Martti Winkler unterwegs. Für ihren Popfest-Auftritt hat sie aber, wie wir vernehmen „in ihre Zauberkiste“ gegriffen und sich Verstärkung in Form einer „All-Star-Band“ geholt, „die keine Wünsche offen lassen wird.“ Nicht dass da eine Gefahr bestanden hätte.