Manche Performer_innen beim Popfest kommen im vollgepackten Taxi aus dem Proberaum angereist, die Routen anderer führen über Jahrzehnte und Kontinente hinweg. Siehe etwa diese erstaunliche Kollaboration von Mia Zabelka, Zahra Mani und keiner geringeren als Lydia Lunch. Wiewohl Zabelka heutzutage in ihrem kleinen Geburtsort in der Südsteiermark ihr eigenes Klangkunstzentrum klang.haus betreibt und dort ihr jährliches klang.zeit-Festival veranstaltet, hat ihre experimentelle, improvisatorische Arbeit als E-Violinistin und Sängerin sie quer durch Europa und bis nach Amerika verschlagen. Neben Zusammenarbeiten mit verwandten Geistern wie John Zorn, Phil Minton, Elliott Sharp, Franz Hautzinger und unzähligen anderen (darunter auch Popfest Co-Kurator I-Wolf und die am Sonntag in der Karlskirche auftretende Dorit Chrysler) geriet sie dabei auch an Zahra Mani, eine in Österreich und Kroatien lebende, aus Großbritannien/Pakistan stammende Multi-Instrumentalistin, die in ihren Live-Performances elektronische Verarbeitungen von Schnipseln ihres reichhaltigen Klangarchivs aus Feld- und Studioaufnahmen verarbeitet. Dass die Pfade dieser beiden sich irgendwann mit jenen der seit ihrem Auftauchen in der New Yorker No Wave-Szene Mitte der Siebziger unermüdlich umtriebigen, legendären Lydia Lunch kreuzen würden, scheint genauso logisch wie die Sounds ihres gemeinsamen Projekts Medusa’s Bed trotz aller Komplexität direkt an die Gurgel zielen (Anm.: „legendär“ ist ein viel zu oft gebrauchtes, im Fall von Lydia Lunch allerdings hochverdientes, unvermeidliches Wort, es sei denn, man hat Platz und Zeit, ein Buch über sie zu schreiben).
Lunch’s verstörende, assoziativ lyrische Spoken Word-Vocals treffen hier auf düstere, dichtest gesponnene Klanggewebe: „A ghost tethered to the machine of your dreams, this is where you left me, stranded at the crossroads of bloodlust and oblivion.“