In einem Interview mit musicaustria.at hat Harry Jen seine sich selbst gesetzten Spielregeln („nur Samples aus eigenem Anbau“) einmal als „Schmalspurversion“ des „Personal Contract for the Composition of Music“ des Briten Matthew Herbert bezeichnet. Die Bescheidenheit ehrt ihn, aber von dieser Beschreibung her könnte niemand ahnen, wie funky es bei ihm zugeht. Der Linzer ist ein klassisch geschulter Alleskönner, der in seinem Song „Faith“ die Zeile „academic knowledge is just a kind of arrogance“ singt, und dabei mit der eigenen Stimme harmoniert, als wäre er ihm sein Prince immer schon näher gegangen als seine Professoren. Als er die Elektronik für sich entdeckte, fand er das von der Software vorgegebene Malen nach Zahlen zu langweilig, folglich pfiff er für immerdar auf Presets, entsagte dem Drum Computer und der Sample Library und beschäftigte sich stattdessen zum Beispiel damit, einen ganzen Track nur aus einem Gläser-Klirren zu basteln. „Organisch-elektronisch“ nennt er das dann, im Endeffekt sind seine strengen Vorgaben aber keine Anleitung zur Authentizität, sondern eine Methode der Flucht aus dem amorphen Allerlei, das die moderne Computer-Technologie bietet. Denn (noch so ein schöner Satz aus dem eingangs zitierten Interview): „Das Grundkonzept ist, überhaupt ein Konzept zu haben, und sei es noch so an den Haaren herbei gezogen, sonst wird die Freiheit irgendwann lähmend.“