Andere mögen das Theremin bloß zur Erzeugung von Space-Effekten geeigneter Gimmick missverstehen – nicht so Dorit Chrysler, die gebürtige Grazerin in New York, Begründerin der New York Theremin Society und anerkannte Virtuosin an diesem von Lew Sergejewitsch Termen (genannt Leon Theremin nach seiner Auswanderung in die USA) in den 1920ern entwickelten Instruments. Wenn Chrysler singt und dabei mit ihren Händen die vom elektromagnetischen Feld rund um die Antennen erzeugten Frequenzen manipuliert, entsteht dabei einerseits Filmmusik (unter anderem für Lars von Triers Mini-TV-Serie „Riget“, zu deutsch „Hospital der Geister“) oder elektronischer Pop. Kaltblut Magazine schwärmt von Chryslers „spukhaften Soundscapes“, das Paper Magazine nennt sie das heimliche Kind von Nikola Tesla und Marianne Faithfull, und das Wall Street Journal adelt sie gleich zu einer „futuristischen Lotte Lenya.“ Okay, in letzterem Fall ist wohl eher das nationale Stereotyp am Werk, denn – im Gegensatz zu ihrem Theremin – singt Chrysler circa zwei Oktaven tiefer, wie sich zum Beispiel auf ihrer 2012 von Anders Trentemoeller produzierten und veröffentlichten EP „Avalanche“ nachhören lässt. Darüber hinaus ist sie auch eine vielgesuchte musikalische Kollaborateurin, wovon ihre Zusammenarbeiten mit Elliott Sharp, Cluster, Chicks on Speed, Faust, den Swans oder Matt Johnson u.v.a.m. zeugen.
Chrysler, die übrigens in sehr jungen Jahren, damals noch als Dorit Kreisler, ein wahrer Star der Wiener Independent-Szene war, ist in der jüngeren Vergangenheit mit Trentemoeller um die Welt getourt. Sie komponierte die Sound-Installation des Dänischen Pavillons bei der Venediger Biennale 2013 und erhielt Anfang dieses Jahres einen Auftrag vom New Yorker Museum of Modern Art, zwei Filmsoundtracks zu komponieren, die vor Ort zur Live-Aufführung kamen.