„Mir lossns krochn wäu uns kana kennd / Wenn i weida woit war i weida grennd“, heißt es fatalistisch in „I hea eh scho lang nix mea“, einem der am Zügigsten verdaulichen Tracks auf „Hirn fein hacken“, dem siebten Album von Bulbul in ihrem knapp zwei Jahrzehnte langen Bandbestehen. Das heißt, eigentlich waren sie anfangs noch keine Band, sondern das Solo-Projekt von Gitarrist, Sänger und Texter Raumschiff Engelmayer, ehe sie sich mit Bassist derhunt und Schlagzeuger DD Kern dazu erweiterten, was man landläufig ein Power Trio nennt – auch wenn die Summe dieser traditionellen Zutaten in Bulbus Fall um Welten anders klingt. Das sie keiner kennt, ist übrigens eine unhaltbare Untertreibung. Schließlich haben Bulbul sich nicht nur durch ihre unermüdliche Tourneefreudigkeit einen transeuropäischen, wahrhaften (= dem Klischee des Worts spottenden) Kultstatus erspielt, sie gelten auch zurecht als eine der einflussreichen Rockbands des Landes, weit über den Anschein ihrer begrenzten öffentlichen Präsenz hinaus. Brian Enos altes Bonmot, wonach alle 30.000 Leute, die die erste Velvet Underground-Platte kauften, eine Band gründeten, ließe sich (vielleicht mit der einen oder anderen Null weniger hinten dran) gut auf Bulbul anwenden. Fragen Sie nur einmal Wolfgang Möstl.
Egal ob man nun Avant-Noise-Rock dazu sagt oder ihre nervös vertrackte Musik als Fortführung einer totgesagten, aber unkaputtbaren Prog-Tradition versteht, Bulbul sind einerseits nie weniger als mitreißend, andererseits aber auch nie simpel oder anbiedernd. Wir erinnern uns an jene Nacht im Brut beim Popfest vor drei Jahren, als sie gemeinsam mit Maja Osojnik als Broken.Heart.Collector ohne Rücksicht auf Verluste die Horizonte so mancher ahnungslos Hereingestolperter erweiterten. Wenn Bulbul heuer wieder am selben Ort spielen, werden sie – mit Hinblick auf den Rest des Programms – wohl kaum der Versuchung widerstehen können, eingangs erwähntes „I hea eh scho lang nix mea“ anzustimmen. Zitat: „Du schaust oba guad aus heut wo kommst du hea / augenbrauen zupfn woa i beim frisea / und dann hob i mia Elektro Guzzi anghead.“ Und zwischen Friseur und Elektro Guzzi diesmal vielleicht Bulbul. Dergleichen potenziell perspektivenverändernde Abendabläufe provoziert das Popfest.