popfest

Ana Threat

Es wird zwar gern behauptet, Ana Threat sei „eine Hälfte des Duos The Happy Kids“, aber eine 1-Kid-Kombo (wie sie sich selbst bezeichnet) ist ein unteilbares Ganzes, und überhaupt reicht die wahre Geschichte dieser lebenden Legende der Vienna Exotica-Szene vielmehr bis in die späten 1970er zurück. Wie auf ihrer Bandcamp-Page in einem möglicherweise unter Einsatz halluzinogener Assistenz recherchierten, hervorragenden Essay von Miriam L. Miller nachzulesen, bot ihr damals der US-Exploitation-Filmproduzent Artie Wurster die Hauptrolle der Bretzel Krake Hoffer in einem geplanten Greta Schnitzelmann-Film namens „Dumpling Dropout“ an. Der Film kam nie heraus, aber der Soundtrack überlebte, und Threat spielt ihn heute noch live als Teil ihres großen Repertoires an Instrumentals für primitive Rhythmus-Box, Gitarre, Orgel und Wrestling-Maske, wobei das Live-Line-Up durchaus auch Kommiliton_innen in exotischer Mission wie Rita Rumble oder (früher) die Gore Gore Boys miteinschließen kann. Das in seiner nicht zu unterbietenden Unentwertbarkeit letztlich unzerstörbare Schlagwort Trash ist trotz seines inflationären Fehlgebrauchs hier immer noch anwendbar. „Am Rock’n’Roll mag ich jene Momente, die von einer ganz eindeutigen Dringlichkeit sprechen, die sich aber eigentlich selbst nicht ganz ernst nehmen kann“, erklärte die eloquente 1-Kid-Kombo Didi Neidhart 2011 in einem sehr empfehlenswerten Interview für die mica-Website. Ana Threat sei ein „dezidierter Outsider-Act.“ So wie sie auftritt, erwarte sich niemand, „dass ich da jetzt das ‚authentische‘ Indie-Prinzesschen gebe. Ich bin lieber ein bisschen grotesk.“