Letztes Jahr stand Sophie Löw alias Sophia Blenda noch als Sängerin und Texterin der Band Culk auf der Popfest-Bühne, heuer kehrt sie als singende Solistin am Klavier zurück. Ihre Stimme erkennt man dabei sofort wieder (nicht zuletzt am charakteristisch schweren Zungenschlag), ihre poetische Sprache ist noch eine Dimension bilderreicher geworden, die Klanglandschaft rundum völlig transformiert.
Vergangenen November, als ihr erstes Video „Wie es laut war“ online ging, wurden gleich die unvermeidlichen Vergleiche mit Soap&Skin angestellt (nachvollziehbar, aber doch zu kurz gegriffen). Zeilen wie „Wir halten dich weiter ohne Ungeduld / Still gelegtes Beben aus dritter Hand / Die niemand außer dir jemals mit ihr verband / Stimmen die nicht mehr untergehen“ säten in von Pandemie und entsolidarisierter Gesellschaft ermüdeten Ohren Trost. Aber da kommt noch einiges nach. Die längste Zeit schon kursieren unter privilegierten Kritiker*innen Vorab-Links zu Sophia Blendas epischem Album mit dem selbstironischen Titel „Die neue Heiterkeit“, dementsprechend fieberhaft die Voraussagen über die Weiten der Kreise, die es ziehen wird. Verstopft wie die Presswerke heutzutage eben sind, wird es noch bis August dauern, ehe das gute Stück als Tonträger seinen Weg an die Öffentlichkeit findet. Einstweilen kann man Sophia Blendas Songs beim Popfest aber schon live in der Karlskirche hören.
Wie schrieb Amira Ben Saoud im Standard schon zu Jahresanfang: „Nicht jede und jeder vermag es, melancholische Streicherflächen auch mit würdigen Inhalten zu füllen. Aber genau dort glänzt Blenda mit ihren famosen Texten, die Themen wie Angst und Macht in all ihrer Komplexität zu beschreiben wissen. Das ist Lyrik, nicht Lyrics. ‚Die neue Heiterkeit‘ wird nicht nur ein Album des Jahres sein, es verdient auch einen Literaturpreis.“
Text: RR / Foto © Sophie Löw