„Leibenfrostgasse“ – ein Wort voller Alltagsassoziationen für Menschen, die es gewohnt sind, die hügelige Welt zwischen dem Achten und dem Zehnten per öffentlichem Verkehr zu navigieren. Leni Ulrich lässt diesen Straßennamen in „13 A“, Bipolar Feminins Ode an jene berüchtigt klaustrophobische Buslinie, wie eine Form von Folter klingen. „Stickig und eng / Kurvig und streng / Groß und klein / Raus und rein“, so geht der Refrain, „Das Akkordeon küsst mir den Arsch / Und der Fahrer bläst sich selbst den Marsch.“
Die Reise geht zur Endstation Südbahnhof (vielleicht spielt diese Geschichte in der Vergangenheit vor der Umbenennung) und von dort zurück nach Haus: „Beim Heimgehen hol ich noch ein Shish Kebab / Die Periode bleibt aus, und ich treib ab“, singt Leni Ulrich, denn mit Metaphern alleine lässt sie es grundsätzlich nicht bewenden „Mit euren Bärten seid ihr die Experten für alles / Mit euren Schwänzen überschreitet ihr alle meine Grenzen“, singt sie in „süß lächelnd“ und schwingt sich konkret zu Seeräuber-Jenny-esken Männervernichtungsfantasien auf: „Ich töte euch alle, ich bringe euch alle um / Vielleicht häng ich euch auf / Vielleicht stech ich euch in den Bauch.“
Dass mit Gitarrist Jakob Brejcha, Bassist Max Ulrich und Schlagzeuger Samuel Reisenbichler drei Männer den instrumentalen Hintergrund dazu beisteuern, schärft wenn überhaupt bloß noch den glühenden Zorn der Botschaft bzw. deren Zielrichtung.
Bipolar Feminins im Haus Numavi erschienene Debüt-EP „Piccolo Family“ (betitelt nach einem Verhörer ihres Bandnamens) ist, wie es der Info-Text richtig formuliert „eine Form von Rock, eine Form von Punk, oder auch eine Form von Pop.“ Sie ist aber vor allen Dingen dringliche Musik, der man anhört, dass sie gemacht wird, weil sie gehört werden muss.
Text: RR / Foto © Katie Aileen Dempsey