Fr 29/07 00.00

TU Prechtlsaal

Jung An Tagen

„Wenn man eine Note nach der anderen setzt, tappt man leicht in emotionale Fallen“, sagt Stefan Juster alias Jung An Tagen in einem von Shilla Strelka 2020 für die mica-Website geführten, faszinierenden Interview („Ich habe immer die Extreme gesucht“), „Dann wird es so einfach, etwas düster oder euphorisch zu machen, durch Harmoniefolgen und solche Dinge. Das ist mir dann gleich viel zu fad.“ In anderen Worten: Sein Arbeitsfeld liegt fundamental außerhalb dessen, was man allgemein unter Musik versteht (also das Aneinanderreihen von Tönen zwecks Erzeugung eines emotionalen Effekts).

Die bisherigen Werke des Künstlers, der sich über die Jahre hinter wechselnden Pseudonymen wie Cruise Family, Stephan Kushima, Alex Strelka oder Bobby Lazar verbarg, verbinden laut Info-Text „Einflüsse aus frühem Detroit Techno, Trance, elektroakustischer Musik à la Parmegiani und digitalen Sounds. Ästhetisch eng mit seiner Musik verknüpft ist auch der visuelle Teil seines Schaffens. In einer abstrakten Bildsprache arbeitet Juster mit digitalen Medien und Video, wobei sich reduzierte, quasi- geometrische Formen in aleatorischen Mustern über den Screen bewegen und eine synästhetische Verbindung mit der Musik eingehen.“

Justers Positionierung im Overlap-Bereich zwischen elektronischer Musik und Kunst hat ihm unter anderem Vergleiche mit Künstlern wie Ryoji Ikeda, Mark Fell, Marcus Schmickler oder Florian Hecker eingebracht. Letzterer hat auch schon auf Justers selbstgegründeten Label ETAT veröffentlicht, das seine Alben ausschließlich digital (übrigens gratis) anbietet. Nicht zuletzt, weil die Frequenzen, mit denen Jung An Tagen und seine Labelkolleg*innen arbeiten, sich auf Vinyl rein physisch gar nicht pressen ließen. Kommt natürlich darauf an, wie ihr eure Soundfiles konsumiert, aber die einzige Garantie, die Sounds von Jung An Tagen vollständig zu hören, bietet eigentlich der Besuch seiner Live-Performance.

Text: RR / Foto © Milica Balubdzic

 
fm4
wien