Seit ihrem Sieg beim FM4-Protestsoncontest 2021 hat Gina Disobeys „Seeking Asylum is not a Crime“ ein Eigenleben als inoffizielle Hymne der Solidarität mit Geflüchteten entwickelt. Gerade in einem Jahr, da das omnipräsente Thema Flucht und Asyl wieder einmal auf toxische Art den Diskurs dominiert, kommen institutionell wie individuell rassistische Unterscheidungen in der Behandlung von Menschen in Not besonders offensichtlich zum Vorschein.
Der Song der afro-italienischen Künstlerin und Aktivistin über die Lage der im sogenannten „Rückkehrzentrum“ Bürglkopf in Tirol mit negativen Asylbescheiden verwahrten, dementsprechend verzweifelten Menschen war schon letztes Jahr bei ihrem Popfest-Auftritt im Karlsgarten zu hören, hat seither aber (leider) nichts an Relevanz verloren. Gina Disobey, die das Schreiben jenes Protestlieds ursprünglich bloß zweckgebunden als Vehikel zur Verbreitung ihrer Botschaft betrachtete, hat seither den Geschmack am Songwriting gefunden und ihr musikalisches Repertoire, wie man liest, „um einige neue Songs erweitert. Es geht nach wie vor um Politik und Liebe, gesungen wird auf Englisch, Deutsch und Italienisch.“
Text: RR / Foto © Thomas Schrott