Ihren Namen haben sie sich von den „Petroleuses“ geborgt, jenen Frauen der Pariser Kommune, die Milchflaschen zu Brandsätzen umfunktionierten. Und das gibt auch schon einen ziemlich konkrete Hinweis darauf, was man sich von ihrer Musik zu erwarten hat: „Feminist Post-Hardcore Punk“, tight, laut und wütend, wobei die Botschaft kaum eindeutiger anzubringen wäre: „I’m raising my voice louder / It carries me beyond their walls / Our silence will not save us / They can’t contain they can’t control.“
So singen die Petrol Girls im Refrain zu „Big Mouth“, aus ihrem bei Hassle Records erschienenen jüngsten Albums „Cut & Stitch“, dem eine Rezension in Kerrang! Gleich 4 krachende Ks verlieh: „a challenging record that puts you outside your comfort zone.“ Erwähnte Single-Auskopplung, die zwecks passender Verortung ein Sample von Poly Styrenes Ansage zum X-Ray-Spex-Klassiker „Oh Bondage Up Yours!“ enthält, wurde im April in der New York Times nebst „Me“ von Taylor Swift als einer der Songs der Woche besprochen. Kein Zweifel, wessen Selbstermächtigungsgeste im Vergleich glaubwürdiger ankam.
Wenn Petrol Girls nicht gerade auf Tour sind, leben sie in ihrer österreichischen Wahlheimat, und es ist wohl kein Zufall, dass ihr Info-Text darauf verzichtet, zu spezifizieren, wer von ihnen nun aus Großbritannien, Litauen bzw. „von hier“ kommt. Schließlich bezeichnen sie sich als „starke Befürworter*innen von Bewegungsfreiheit, Antikapitalismus und intersektionalem Feminismus“ und verstehen ihre Musik als Teil des „konstanten, kollektiven Prozesses eines politischen Wandels“, der „Mainstream-Werte wie Nationalismus und das binäre Geschlecht“ in Frage stellt.
Ob es dem Traditionsverein der E-Gitarrenzunft recht ist oder nicht, genau das sind so die Themen, über die man in 2019 überhaupt noch relevante Rockmusik machen kann. Wie heißt es so richtig im Song „Weather Warning“: „Get your shit together“, denn: „Sometimes we have to go fucking face it.“