Als „Unfassbar virtuos“ bezeichnet Co-Kuratorin Mira Lu Kovacs, die nun wirklich nicht so leicht zu beeindrucken ist, dieses Quartett, das sein Live-Debüt erst im heurigen März in der Grazer Postgarage gab: Bassist Kajetan Kamenjasevic und Drummer Bernhard Sorger in der Mitte und in the pocket, links und rechts vor ihnen die beiden Tasten spielenden, singenden und rappenden Frontfrauen Ines Kolleritsch und Nastjasja Ronck.
Vielleicht ist es noch ein bisschen früh, LUCID KID auf einen Sound festzulegen, aber ihre Debüt-EP „Blue“ verbindet in schlaue Jazz-Akkorde vom E-Piano, sonnige Chöre und Vintage-Synth-Figuren getränkte Nu Soul-Grooves mit Hip Hop im Konversationston (Mellow Trap, sagt die Band in ihrer Selbstbeschreibung) und genug spielerischer Selbstsicherheit, um in „2 Proud“ einmal kurz die (virtuelle?) Bandmaschine anzuhalten. Oder im gewitzten Piano-Lick von „Back to 21“ ein unrund geschnittenes Tape Loop nachzuempfinden.
Die alte Frage, welche Themen eine auf Englisch singende österreichische Band angehen kann, wenn sie sich in ein so stark vom afro-amerikanischen Emanzipationskampf geprägtes Format einklinkt, lösen LUCID KID sehr weise durch einen textlichen Fokus auf die Politik des Persönlichen. Und manchmal blendet sich die private Zoom-Perspektive unerwartet in die Totale auf, wenn das Protokoll einer schlaflosen Nacht („Restless“) in seinem Refrain plötzlich – egal ob gewollt oder nicht – in einen Aufruf zum Kampf für eine bessere Welt mutiert: „Remain restless / Remain until tomorrow comes“