popfest

LIONOIR

„Honey, when will you ever say sorry?“, singen LIONOIR in „Honey“ mit einer Insistenz, die das besungene Schätzchen auf Dauer schon zur Entschuldigung motivieren sollte. Aber diese rhetorisch fragende Mahnung ist eine tanzbare, gegen Ende eines Songs, der bloß mit einer gepfiffenen Melodie, gedoppelt von Keyboards und unterlegt mit ein paar Pummerin-schweren Basstönen begonnen hat. Reduktion und Expansion sind fließende Begriffe in der Musik von Sara Zlanabitnig und Gloria Amesbauer alias LIONOIR, sie schleichen sich oft unmerklich heran.
Die beiden bedienen sich gern elektronischer Mittel und zerschnipseln Beats, bis sie flirren, aber ihre mehrstimmigen oder Unisono-Chöre suggerieren auch ein gesundes Bewusstsein des Werks der Raincoats oder Young Marble Giants. Und sobald dann eine akustische Gitarre oder – wie auf dem Titeltrack ihres 2017 erschienenen Albums „Infinity“ – ein minimalistischer Klavierpart dazukommt, stellt sich glatt sowas wie zarter Schöngeist ein.
„In der Musik“, schrieb Rainer Krispel in seinem Porträt des Duos für die Boulevardzeitung Augustin, „haben die Lyrics einen ‚instrumentalen Stellenwert‘, sind als Bildsprache gesetzt, gleichberechtigt mit den Klangquellen. Was womöglich der Grund ist, dass trotz des angesprochenen Pathos, den großen Weltgefühlen (yeah!) und einem Albumtitel, der Unendlichkeit bedeutet, das alles sehr unmittelbar wirkt, ‚geerdet‘ und doch zum sinnlichen Mitfliegen einlädt. Oder zum Tanzen im Mondlicht. Wie eines der schönsten Stücke („Dancing in the Moonlight“, Anm.) heißt – und klingt.“
Beim Popfest werden sie als Trio mit Schlagzeuger July Skone auftreten.