In Zeiten, da wieder viel Dogmatisches über originär österreichische Varianten der Popmusik deklamiert wird, tut es gut zu bemerken, dass eine der seit Jahren poetisch wie politisch eloquentesten Singer-Songwriterinnen dieses Landes übrigens auf englisch singt. Es gibt eben viele verschiedene Arten, seine eigene, glaubhafte Stimme zu finden. Bei Anna Kohlweis alias Squalloscope liegt der Schlüssel dafür zum Beispiel in einer wohl autobiographischen Zeile ihres Songs „3 Minutes for a Detuned Diorama“:
„You have no money, you’re still alive / You’ll spend everything on plane tickets until the day you die.“
Anna Kohlweis war (damals noch als Paper Bird) bei der Eröffnung des ersten Popfests dabei und später, schon als Squalloscope, der letzte Act der dritten Ausgabe. Dazwischen und seither ist sie tatsächlich viel gereist, vor allem über den Atlantik geflogen und mit dem Zug quer durchs Land getingelt. Sie wurde dabei unter anderem von der eingeschworenen, globalen Community rund um das Podcast „Welcome to the Night Vale“ entdeckt, ihr Sound „Big Houses“ aus dem vor drei Jahren erschienenen Album „Soft Invasions“ kam in Folge 33 vor. „I will build bridges with these arms, I will not build a fortress“, heißt es darin, so als hätte sie bereits vorausahnend die Widersprüche zwischen Song Contest-Pseudotoleranz und kleingeistiger Fremdenangst in ihrem Heimatland kommentieren wollen. Als Squalloscope begleitet die gebürtige Kärntnerin ihre Songs genauso überzeugend mit einer akustischen Gitarre wie mit den komplexen akustisch/elektronischen Arrangements ihrer ausgeklügelten Heimstudio-Produktionen. Die Live-Variante in der Karlskirche wird wohl irgendwo dazwischen liegen.