popfest

MASCHA

Auf ihrem Facebook-Profil nennt Mascha Peleshko, Wienerin ukrainischer Herkunft, als ihre Hometown „SOWJETUNION“. Sie schreibt Kunst offensiv explizit mit „c“, versetzt ihren feministischen Protest mit tiefschwarzem Humor (siehe ihren furchtlos via Youtube in den Online-Orkus geworfenen Song über die Angst komplexbeladener Männer vor Sigi Maurer) und vereint in ihren musikalischen Einflüssen – ohne falsche Ironie – Beethoven, Grimes, Queen, Falco und Abba mit Prokofjew und Tschaikowski, gegebenenfalls aber auch den blanken alpinen Horror elektronischer Schihüttenmusik und infernalische Metal-Sounds.
Im Jahr 2018 gab es beim Popfest ein Diskussions-Panel über die neu entflammte Liebe der Indie-Welt zum Schlager, diesmal nicht – wie zu Zeiten von Der Scheitel – als (anti-)sentimentale Annäherung, sondern als entristisches Vordringen in die politisch hochsuspekte Parallelwelt der zeitgenössischen Schlagerindustrie.
Niemand erwartete damals noch Hyäne Fischer als – beinahe – erfolgreiche Infiltration des Mainstream durch die Burschenschaft Hysteria, geschweige denn, dass eine an Klavier und Laptop selbst-produzierende Cünstlerin wie Mascha im Frühling 2019 eine öffentlichkeitswirksam Schlager-förmige Guerilla-Attacke gegen die normalisierte Gewalt an Frauen im österreichischen Alltag fahren würde. Im Video zu ihrem Lied „Liebe siegt“ singt sie im Dirndl vor Bergkulisse über ihren Mann, der sie auf Händen trägt und mit Füßen tritt. Ihr Gesicht mehr und mehr entstellt von Blessuren steht sie erst in Flammen und liegt schließlich blutend im Schnee. Ein weiter Weg von ihrer sanft spöttischen Debüt-Single „Wie 1 James Bond Song“ über das männliche Ego eines Blenders aus Bruck an der Mur („Er strahlt wie Tschernobyl bei Nacht / Er wirkt zu alt / Denn seine Frauen sind zu jung / Er wird Anwalt”).
Diesen Herbst wird bei Problembär Records Maschas Debüt-Album „mascha.exe“ erscheinen.