popfest

MADAME BAHEUX

Von der “Vielvölkerstadt“ Wien sprechen Kuratorinnen Yasmin Fadeh und Mira Lu Kovacs in ihrer Popfest-Grundsatzerklärung zum heurigen Popfest, und kaum eine Band des Line-Ups repräsentiert dieses Bild besser als Madame Baheux: Sängerin und Bratschistin Jelena Popržan kam aus Serbien, Gitarristin und Sängerin Ljubinka Jokić aus Bosnien, Schlagzeugerin Maria Petrova aus Bulgarien nach Wien, Bassistin Lina Neuner wiederum ist aus Klosterneuburg.
In ihrer Musik treffen all dieser Herkünfte volksmusikalische Manifestationen auf eine furiose Fusion-Ästhetik, die sich manchmal dem Jazz, dann dem Rock, dem Chanson, dann wieder den traditionellen Wurzeln des jeweiligen Stückes zuneigt. In Songs wie dem von Autor Richard Schuberth getexteten „Schawapeanzara Lied“ oder dem „Mikl-Leitner-Blues“ dringen sie etwa bis ans Wienerisch kabarettistische, in ihren Instrumentals dagegen ans virtuos Finger-flirrende Ende ihres stilistischen Spektrums vor. So klingt das Unisono-Spiel von Popržan und Jokić nicht selten wie eine weiblich balkanische Inkarnation von Dave Swarbrick und Richard Thompson.
Alle Mitglieder der Band sind sattsam szenebekannt, von der Tschuschenkapelle über Catch-Pop String-Strong oder der YOK!-Band über Tini Tramplers Dreckige Combo und Ernst Moldens Frauenorchester bis zu unzähligen anderen Bands aus Jazz- und sogenannt weltmusikalischen Kreisen. Ihr letzter Albumtitel „Too Big To Fail“ mag laut Info „ein heißer Song über die Amour fou zwischen Staat und Bankensektor“ sein, ließe sich aber genauso auf das musikalische Format dieser vier Größen anwenden.