popfest

LEYYA

Falls jemand sich oder uns nach Anhören der gemessen vorgetragenen, sphärischen Popmusik von Leyya fragen sollte (und es ist nur eine Frage der Zeit), ob Eferding nun das neue Bristol (Portishead) oder das neue Grangemouth (Cocteau Twins) sei, heißt die richtige Antwort wohl: Weder noch, aber Zweiteres trifft zumindest einen analogen Aspekt. In der Musik von Sophie Lindinger und Marco Kleebauer klingt der Anspruch mit, mangels Bezug zur sozialen Realität, die einen umgibt, eine eigene Welt für sich selbst zu errichten. Dream Pop hat man früher einmal dazu gesagt, später dann oft Trip Hop, auch wenn der schließlich ausgewalzt und abgeschmackt auf den Kaffeetischchen der urbanen Eliten seinen eleganten Tod sterben sollte – scheinbar ohne Chance auf Wiedergeburt, wäre da nicht die vom Hipstertum unbelastete Weisheit der Provinz, wo sich immer schon die heimlichen Labors der Popmusik versteckten.

Und genau von dort kommen Leyya, geformt in der privaten Parallelwelt des Heimstudios. Lindingers Gesang berührt die Konsonanten so sachte, dass die Laute sich von der Bedeutung der Wörter lossagen, und selbst wenn es Leyya natürlich nicht darauf angelegt bzw. keinen Gedanken daran verschwendet haben: Das ist eine Luftwurzelpflanze, d.h. eine legitime Gegenthese zu jeder Art von erdgebundenem Austro-Gedanken. Ihrer „Drowning In Youth“ EP hörte man vielleicht noch Kleebauers musikalische Herkunft als Radiohead-Schüler an, aber Leyyas Debüt-Album „Spanish Disco“ hat sich auch davon gelöst. Wenn sie vom „super-ego“ singen, dann weil sie das auf der Schulter sitzende Über-Ich abzuwerfen gedenken. Eine gute Voraussetzung für die Herstellung großer Popmusik.