Irgendwer muss sich den ganzen Scheiß im Fernsehen ja anschauen. Kurt Razelli erledigt für uns nun schon seit drei Jahren diese dreckige Arbeit und destilliert sie in tanzbare Tracks. Politiker_innen und Promis, das sind legitime Opfer. Was die Figuren angeht, die er sich aus Reality-TV-Sozialpornos borgt, kann man dagegen verschiedener Meinung sein. Ist Razelli nun der Bobo, der bekifft vorm Fernseher sitzt und sich über die Prolos da draußen amüsiert? Oder ist er der Qualtinger des 21. Jahrhunderts? Fest steht, dass Charaktere wie der Notstandshilfenbezieher aus dem „7.200 Schilling“ und dem „Ausländer“-Song, aber auch die Hauptdarstellerin von „Barbiepuppen Blond“ nicht von Razelli, sondern vom Fernsehen an die Öffentlichkeit gezerrt wurden. Er macht ihre Aussagen zu Hooks, und manche seiner „Rapper_innen“ dabei sogar zu Held_innen. Nicht selten kehrt sich dabei der „Ha Ha Effekt“ (so auch der Titel seines im April erschienenen Albums) in irgendwas um, das man vielleicht Medien- und Sozialkritik zugleich, vielleicht auch einfach nur erschütternd nennen könnte.