Im Info-Text von Kinky Muppet findet sich ein schöner Satz: „Der Künstler Nicholas Hoffman, der Musiker Oliver Stotz und die Malerin Katrin Plavčak nähern sich der Form des ‚Rock’n’Roll-Trios‘ durch das spielerische Bekenntnis dazu, dass es dieses zwar nicht mehr gibt, sein Potenzial indes auch im 21. Jahrhundert noch ausgeschöpft werden kann.“ In anderen Worten: Kinky Muppet sehen sich also nicht wirklich als Band, sondern als drei Künstler*innen verschiedener Disziplinen, die in der Idee von Kinky Muppet eine gemeinsame Projektionsfläche für songförmige Zusammenarbeiten finden.
Man könnte das nun als Haarspalterei abtun, aber wer sich ihr großteils in Tony Viscontis Studio in Kingston-upon-Thames entstandenes Album „Chicken Permit“ anhört, begreift den Unterschied: Etwa wenn in „Jellyfish“ Gitarre, Bass und zweimal Gesang rhythmisch unisono die Zeile „A jellyfish bigger than my head appearing on the sea, what is that?“ intonieren.
Oder wenn sich ein Track namens „Electricity“ nach einem kompakten Beginn systematisch in Noise zerfasert und dann wieder zu einem plötzlichen Schluss-Chorus vereint.
Oder wenn „La Mer Ignorant“ erst Erinnerungen an Jacques Dutroncs 68er-Satire „L’augmentation“ erweckt und dann in ein Instrumental irgendwo zwischen Sonic Youth, Hawkwinds „Silver Machine“ und der „Overture“ aus „Tommy“ abbiegt. Da werden also die im 20. Jahrhundert vorexerzierten Spielarten dieser Besetzung aus der Deckung einer wissenden, inneren Distanz vorgeführt. Anderswo erinnern die trocken-charmanten, surreal getexteten Ruppigkeiten von Kinky Muppet dagegen an die Kunst-Pop-Konfektionen von Slapp Happy oder die Songs ihres Plagdichnicht-Labelkollegen Bernhard Schnur.
Gitarristin und Sängerin Katrin Plavčak war früher Teil von Blendwerk und Erste Stufe Haifisch, als Teil des Duos Mothers of God (M.O.G.) improvisiert sie mit Kontaktmikros und Looper auf Nähmaschinen. Nicholas Hoffman an Bass, Baritongitarre und Gesang, ist studierter Bildhauer, macht Zeichnungen, Performances oder Hörspiele. Schlagzeuger, Keyboarder, Programmierer und sonstiger Multiinstrumentalist Oliver Stotz wiederum spielt mit Gustav, Peter Hein, Pendler oder erwähntem Bernhard Schnur und war davor in zahllosen anderen Bandprojekten (darunter Scrooge) aktiv. Eine Koalition der Kauzigen sozusagen.
Foto © Katrin Plavcak