Schon mehrmals hat Brenk Sinatra sich fürs Popfest aus seiner Heimat Kaisermühlen an den Karlsplatz verirrt, längst nicht mehr mit der U-Bahn, sondern mit „an oidn Cadillac“ oder „an Düsnjet“, einen Haufen alter Tausender in der Tasche (wir klären das später). Mittlerweile kennen wir Brenks Geschichte, von der Stiege 44 zum internationalen Hip Hop-Produzenten-Ruhm. Auf „Chop Shop 2“, seiner zweiten gemeinsam mit dem kongenialen Partner Fid Mella unter diesem Motto kreierten, großen Sound-Collage richtet sich der Blick zurück auf die Wurzeln. „Singende, klingende Unterwelt“ ist der Untertitel des letzten September genau zeitgerecht zum Neo-Austro-Boom erschienenen, lang angekündigten Albums, das die düstersten, schmierigsten Seiten der Wiener Dialektmusik, von den Kabarett-Songs der 1950er bis zum Austropop der 1970er, von Qualtinger zu Ludwig Hirsch, in eine teils schaurige, teils pervers nostalgische Gedächtnisfahrt verarbeitet. Für einen international aktiven Künstler wie Brenk Sinatra ist so ein potenziell ortsgebundenes, unübersetzbares Unterfangen keine unriskante Strategie, vor allem aber lehnen er und Mella sich immer wieder erstaunlich weit aus dem Fenster, fischen nach alten Tausend-Schilling-Schrödingers oder -Suttners und reizen ihr stilistisches Fremdgehen aus, um genau zum richtigen Zeitpunkt wieder zur Basis des Beats zurückzukehren. So sexy war Wien eigentlich gar nie in seiner Versoffen- und Verkommenheit.