„Laokoongruppe ist bloß einer“, erklärt Karl Schwamberger in der Selbstbeschreibung seines musikalischen Alter Egos, „aber er hat viele tote Freunde: Albert Ayler, Anton Bruckner, Franz Schubert, Beethoven, Mozart… Als er noch klein war, hat er in der Blasmusik Saxophon gespielt. Der Kapellmeister hat ihm dann eine große Trommel geschenkt. Die kann man auch für Techno nehmen. Laokoongruppe singt gern von seinem schönen Land und dessen prächtiger Landschaft, großer Musik und guter Politik.“ Ganz so einsam, wie er sich da gibt, ist er natürlich keineswegs. Er könnte allein mit seinem Laptop auf die Seebühne kommen, einfach nur die verblüffende, gekonnte Reinheit seiner Stimme und die Größe seiner Songs – oder sind es Tracks, oder spielt das eine Rolle? – für sich selbst sprechen lassen. Stattdessen wird Schwamberger mit Bläsern, Hans Wagner (von Neuschnee und Das Trojanische Pferd) und dem Elektronik-Duo Kilo auftreten, das erst diesen März gemeinsam mit Laokoongruppe die EP „Menschen Tiere Tanzmusik“ veröffentlicht hat, welche vom Sound seines letztjährigen Albums „Walzerkönig“ noch einmal nach links in Richtung neuer Methoden derselben Grundstrategie abbiegt, um sein Publikum mit verführerischen Popmelodien in herausforderndere Gefilde zu locken. Das gilt sowohl formal als auch textlich, wenn Laokoongruppe x Kilo (wie sie gemeinsam heißen) etwa in „Tiere“ mit dem Bruch rhythmischer Erwartungen spielen, ehe Schwamberger mit engelsgleicher Unschuld von „postkapitalistischer Idylle für mich und meine weiße Haut“ singt. Man könnte solche Zeilen als zynisch deuten, oder zumindest als ironisch, zum Beispiel wenn Schwamberger in seinem Hit „Komm und Tanz mit mir“ kokett „angewandte Künstler“ auf „Klaus Prünster“ reimt. Aber einer, der seine Popsongs zuerst dekonstruiert und dann Radio-Edits davon anfertigt, meint es wohl vielmehr tierisch wie menschlich ernst mit seinem Auftrag, „volkstümlich didaktische Schlager“ zu schreiben. Wie Rainer Krispel geschrieben hat: „Die Laokoongruppe trägt sich ein in die noch zu schreibende Geschichte der raren inhaltlich wie formal brillanten österreichischen Popmusik. So gescheiter und geiler elektronischer Kunst-Pop, der mit Volkskunst und Kitschmotiven spielt und bricht, dass man sein Glück kaum fassen kann.“