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Das trojanische Pferd

Das trojanische Pferd

Sagen wir es doch einmal verkehrt herum: Es gibt kaum eine Band ohne deren Beteiligung das Wiener Popfest undenkbarer gewesen wäre als das Trojanische Pferd. Und das nicht nur, weil seine beiden Insassen (ex aequo mit dem omnipräsenten Thomas „Kantine“ Pronai) den Rekord an Gastauftritten erreichen werden (bei Laokoongruppe, Velojet, Neuschnee, vermutlich bei Aber das Leben lebt, vielleicht bei Parkwächter Harlekin), sondern vor allem, weil es da jemand geben muss, der wie Hubert Weinheimer „Wien brennt“ singt, während neben ihm Hans Wagner wild sein Cello rüttelt. „Und es ist wie es ist, und es bleibt wie es war.“ Diese Lieder sind, wie Ernst Molden einmal geschrieben hat „geflutete Schleusen großer Gefühle“, und viele dieser Gefühle sind solche, die andere sich beim Songschreiben aus Mangel an Mut gern verbeißen. Das ewige Jugendmedium Popsong sieht seinen Protagonisten sonst kaum in 25 Jahren als schlechten Vater mit silbergrauem Haar („Kein rundes Lied“), noch verbindet es seine funktionale Laszivität („ein Lied, bei dem man fickt“) mit einer Aufforderung zum Selbstmord („Schmeiß dich vor die Bahn“, beides Zeilen aus „Popsong“). Letzterer Aufforderung sollte man übrigens nicht nachkommen, zumindest nicht bevor die Trojaner ihr wunderbares „Romy Schneider“ gespielt haben. Wäre schad.