Sa 29/07 18.00

Stadtkino

MATTEO HAITZMANN

Man kannte den aus dem Salzburger Land kommenden Matteo Haitzmann schon länger als virtuosen Geiger, etwa beim Jazz-Orchester Little Rosies Kindergarten oder bei der experimentellen Volksmusikgruppe Alma, die wahre Größe seines Talents wurde aber erst mit seinem 2022 erschienenen Konzeptalbum „Those We Lost“ offensichtlich: In zartem, manchmal zu Chören vervielfachtem Tenor vorgetragene Songs, gebettet auf präzisen, vielschichtigen Streicherarrangements (er liebt Barockmusik, ob er auch Owen Pallett kennt?) und elektronischen Sounds, die Texte ein einfühlsames Gedenken an „jene, die wir verloren haben“, in diesem Fall die (hauptsächlich schwulen) Opfer der frühen AIDS-Epidemie. Opfer nicht nur eines Virus, sondern auch der Diskriminierung einer virulent homophoben Gesellschaft.

„In Zeiten globaler Epidemien kommt es immer wieder zu Stigmatisierung bestimmter Gesellschaftsgruppen“ heißt es in Haitzmanns Info-Texts zu seinem „visuellen Konzert“: „Einseitige Berichterstattung und Stimmungsmache nähren Hass, Ausgrenzung und Vorurteile gegenüber den ‚Anderen‘. Inspiriert von Gideon Mendels Fotoband the ward beschäftigt sich Haitzmann in ‚Those We Lost‘ mit den Überlebensstrategien der LGBT-Bewegung in den 80er und 90er Jahren angesichts der damals um sich greifenden AIDS-Krise. Ausgehend von der Frage, wie Mut und Zusammenhalt einer vergangenen Bewegung noch heute Impulse im Kampf um gesellschaftliche Gerechtigkeit geben können, zollt dieses performative Solokonzert den Toten Tribut und sucht gleichzeitig nach Inspiration für die Lebenden. Dabei treten Video- und Audioaufnahmen aus der damaligen Zeit in Dialog mit neuen Kompositionen, die dem Ringen um Stolz und Würde in Krisenzeiten eine heutige Stimme geben. ‚Those We Lost‘ ist gleichzeitig Verbeugung und Kampfansage, ebenso sehr Danksagung wie Aufschrei.“

Foto © Daliah Spiegel

 
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