ALICIA EDELWEISS

Alles war bereits vorausgesagt: „I Should Have Been Overproduced“ benannte Alicia Edelweiss im 12-er Jahr ihre ganz ohne Budget aufgenommene, erste EP. Bald wurde die einst aus Wales gekommene Wienerin zu jener stadtbekannten Ein-Frau-Fraktion des Anti-Folk, als die sie 2018 zum ersten Mal beim Popfest auftrat.
Seitdem passierte, was sie schon in ihrem prä-apokalyptischen Song „The Cockroaches and Me“ angekündigt hatte: „We formed an anarchist collective and laid out our basic objective“, nur sind in diesem Kollektiv statt Küchenschaben die Streicher Lukas Lauermann (Cello) und Matthias Frey (Violine) dabei. Wie weit Edelweiss sich auf diesem Weg transformiert hat bzw. selbst treu geblieben ist, das lässt sich im direkten Vergleich zwischen der irgendwo auf Youtube zu findenden Originalversion jenes Songs und der auf ihrem jüngsten Album „When I’m enlightened everything will be better“ erkennen. Nein. Überproduziert ist das noch lange nicht, aber es war schon auch eine Neuerfindung der Alicia Edelweiss als glamouröse Exzentrikerin mit dem halben Sezessionsdach auf dem Kopf (siehe das wunderschöne Album-Cover).
Wie Ko-Kurator Herwig Zamernik formuliert: „An Alicia Edelweiss ist eine Isländerin verloren gegangen. Die hat einfach eine Narretei in dem, was sie macht.“
In seinem schönen Text über die Künstlerin staunte wiederum Augustin-Musikarbeiter Rainer Krispel darüber, „wie Alicia Edelweiss mit dem Violinisten Matthias Frey und dem Cellisten Lukas Lauermann, die parallel zur Arbeit am Album zu ihrer ‚Band‘ wurden, ganz flüssig eine musikalische Sprache formuliert, in der sich Alicias prägende Erfahrungen als Straßenmusikerin und urban folk musician mit dem ‚klassischen‘ Streicher-Instrumentarium zu etwas ganz Eigenem und Wunderbaren verdichten. (Alicia spielt eine Vielzahl an Instrumenten auf dem Album, von Akkordeon bis Ukulele, diverse Gäst_innen steuern Kontrabass, Snare oder singende Säge bei). Es mag der Erfahrung auf der Straße zu spielen gedankt sein, dass ‚When I ́m enlightened, everything will be better‘ in seiner Gesamtheit zugleich in sich ruht und – fast paradox – doch versteht, seine Hörer_innen nachhaltig und gründlich zu packen, wie von selbst in die reiche Welt seiner Lieder zu ziehen.“

Foto © Olesya Parfenyuk