Sonntag, 29. Juli 2018 22.30

BATTLE-AX

Eine „battle-axe“, so nennt man in der englischen Umgangssprache eine sture Frau, die sich nicht herumschubsen lässt. Im Falle der Battle-Ax ohne „e“ dran alias Beatrix Curran steht diese Axt aber wohl auch für ihre Bratsche, besonders wenn sie im Kontext experimenteller Elektronik-Performances mit verzerrten repetitiven Motiven und schweren Drones in die Schlacht zieht.

Als Curran die örtliche Elektronikszene einmal als „die vierte Wiener Schule“ bezeichnete, war das wohl nur zur Hälfte als Scherz gemeint. Die aus Australien zwecks Kunststudium nach Wien gezogene Bratschistin kann sich immer noch in die Außenperspektive versetzen, und selbst wenn lokalpatriotisches Eigenlob stinkt, ist da schon was dran: Die Geduld für das (a)tonale Experiment ist in Wien tatsächlich größer als sonstwo – schon überhaupt in Australien -, das wurde auch über mehrere Generationen hinweg hart erkämpft. „Bevor ich hierher kam, hatte ich über die Komposition des 20. Jahrhunderts nichts gehört“, sagte Beatrix Curran in einem Interview, „Und da war nun das Wien Modern-Festival, wo Robert Ashley und Edgard Varese neben György Ligeti zu den Highlights zählten. Ich sah, wie François Bayle eines seiner frühesten Stücke live aufführte, und von da weg konnte ich mir meinen Weg zurück zu den Ursprüngen bahnen und frühere Musikperioden begreifen lernen. Ich nahm drei Jahre lang viel Unterricht, ging zu Konzerten und las Bücher, bis ich schließlich selbst aktiv wurde.“

Seither hat Battle-Ax mit Leuten wie Hieroglyphic Being, TCF, HVAD und Philipp Quehenberger, Forever Traxx und dem Berliner Kollektiv Dawn Mok gearbeitet. Tief drin in dieser eigenartigen Zone zwischen Dance, experimenteller Kunst und Pop, die so in kaum einer anderen Stadt zu finden ist.