Sonntag, 29. Juli 2018 17.00

WIENER BESCHWERDECHOR

Seit achteinhalb Jahren ist es in der Stadt präsent, das Rudelsudern des Beschwerdechors, ob im feierlichen Rahmen auf Theater-, Museums- und Radiokulturhausbühnen, etwa hinter Ko-Popfest-Kurator Der Nino aus Wien, oder wöchentlich irgendwo unangekündigt und öffentlich auf der Straße. Zum stets wechselnden Repertoire dieser vom Konzept- und Medienkünstler Oliver Hangl gegründeten, von Stefan Foidl geleiteten bzw. von Akkordeonistin Heidelinde Gratzl begleiteten Stimmunion der Unstimmigkeiten trugen nicht nur Komponist_innen und Texter_innen wie besagter Nino, Sir Tralala, Karl Schwamberger, Willi Landl, 5/8erl in Ehr’n, Manuela Kerer, Dieter Kaufmann, Voodoo Jürgens, Manfred Rebhandl oder Fuzzman, sondern auch die bei der Website des Chors endlos einlangenden Wiener Beschwerden bei.

Das wiederum schreit jetzt nach einer These, schließlich sind seit der Gründung des Chors Zeiten des in sozialen Medien und diversen Foren manifestierten Wutbürger_innentums angebrochen und der Drang zur eskalierenden Beschwerde somit eine hochpolitische Angelegenheit geworden. Während sich aber im Bildschirmland die Population in die Splitter unendlicher Beleidigtheiten atomisiert, bringt der Beschwerdechor die Stimmen der Suderant_innen in Einheit zusammen. Und das Singen in Harmonien, das wurde wissenschaftlich sicher irgendwo nachgewiesen, fördert zwangsläufig die Solidarität.