Samstag, 30. Juli 2016 21.00
FILM: UND ES FÄNGT VON NEUEM AN

FILM: UND ES FÄNGT VON NEUEM AN

Wiener Neustadt steht in seiner Relevanz wohl nicht an oberster Stelle der österreichischen Städte-Chartliste und beindruckt auch eher marginal mit einer facettenreichen Kunst- und Kulturszene – ein Pol zwischen Hass oder Liebe. Doch gab es für die Vorstadt des Wasserkopfs Wien eine kurze, aber intensive Musik-Episode in der Geschichte Österreich. In den Kellern, Galerien und Probelokalen Wiener Neustadts erklangen Texte, Töne, Zwischentöne, die dringlicher, schärfer und tiefgehender waren als so manche ihrer Vorlagen aus England und den USA, jedenfalls interessanter als das Gros der „Neuen Welle“ aus Wien, Graz, Linz & Co.

Dieser – kurze, aber heftige – Abschnitt der heimischen Wave/Punk-Historie verdient es knapp drei Jahrzehnte später, penibel dokumentiert, diskutiert und neu bewertet zu werden. Was dazu passiert ist: ein Dokumentarfilm und ein Compilation-Projekt auf CD und Vinyl. Unter dem Titel „Und es fängt von Neuem an“ veröffentlicht das (selbst geschichtsträchtige) Label Schallter im Juni 2016 ein pralles Paket, das Bands wie X-Beliebig, Dämmerattacke, Westblock, Zerbrechlich, Chiefs, Bates, Zip Guns und United Loves Affairs vor den Vorhang holt. Und den Stellenwert dieser Bands und ihrer Zeit nochmals unterstreicht.

Im Rahmen dieses Vorhabens trafen sich einige Protagonisten der damaligen Szenenbands wieder, ließen sich vom Glanz und Glitter der eigenen Vergangenheit betören (ohne die dunklen Kapitel – und die gab es in der „depressiven Ecke“ (Werner Geier, Ö3-„Musicbox“) zuhauf – zu verdrängen) und beschlossen, das Liedgut jener Ära einer Gegenwartstauglichkeitsprüfung zu unterziehen. So entstand zusätzlich zur Historiensammlung von „Und es fängt von Neuem an“ ein zweites Album. Fünfzehn Songs von drei der erfolgreichsten Wiener Neustädter Bands der frühen 80er Jahre (X-Beliebig, Dämmerattacke und Bates) werden ausschließlich von ehemaligen Musikern dieser Bands neu interpretiert. Das Vehikel für diese Neuaufnahmen nennt sich bezeichnenderweise Totgeglaubt.