Donnerstag, 28. Juli 2016 21.00
Musser & Schwamberger

Musser & Schwamberger

Normalerweise spielen sie ja gern in Wirtshäusern, so stimmig ist das klangliche Wechselspiel von Kristian Mussers akustischer Gitarre, Karl Schwambergers Klarinette, vergilbter Wandvertäfelung und speckigem Tischtuch.
Schwamberger (sonst bekannt als Laokoongruppe) singt im Wienerisch eines Menschen, der bei aller Volksverbundenheit nicht leugnen will, dass er auch gern und viel gute Bücher liest. Und Musser (der von Tanz Baby!) zupft auf Nylonsaiten Herzzerreißendes, wenn er nicht gleich selbst mit ins Lied einstimmt.
In der boomenden Welt des neuen Wiener(ischen) Lieds gibt es kaum was Wehmütigeres als diese Kombination, vielleicht auch, weil jedes so vielen Dialektliedern innewohnende Versprechen einer möglichen Flucht in eine heimelige, tröstliche Parallelwelt des Vertrauten hier letztlich ausbleibt. „Und sie singen ein Wienerlied, ein modernes, das ist kritisch, aber doch auch voller Herz‘, voller Sozialdemokratischer Fairness, schön leicht eingängig, aber sicher kein Kommerz“, singt Schwamberger kulturpessimistisch in „Silberfischerl“ und träumt von einem Jenseits, wo vermisste Geister wie Thomas Bernhard und Ernst Jandl sich mit ihm ihr Stammlokal teilen.
Wie die beiden es selbst sagen: „Musser&Schwambergers schöne und schiache Lieder gehen um metaphysische Beiseln, fleischfressende Pferde, den Dreck vor der Tür und andere Dinge, die ungut riechen, besoffene Krodn, die Melancholie in Meidling, tausend weiße Steine, das Fressen, Saufen und Pudern, den Kafka, Nestroy, Artmann, Quasi, die Bachmann, den Celan und den Werner Schwab, den Regen in der Gablenzgasse, Caspar David Friedrich, den Sommermohn, zerkratzte Haut, Madonnenbilder, Selbstmordattentäter und den Kipferlmond über dem Musilplatz.“