Samstag, 27. Juli 2013 15.00

BIS EINE HEULT

Der Programmschreiber muss sich entschuldigen, er hat aufgehört, Programm zu schreiben und stattdessen wieder und wieder diesen Song namens „Abwesen“ gehört. Ein mit knappen Klavierfiguren und einem gelassenen Rhythmus-Track unterlegtes, mit überzeugender Abwesenheit gesungenes Lied von Verena Dürr und Ulla Rauter alias Bis eine heult. „Ein Sommer ohne mich, ich bin nicht da. Ich bin nicht ich“ ist vielleicht eine Geschichte aus der Perspektive einer Toten, vielleicht nur der Versuch, sich selbst wegzudenken, um die Bedeutung der Welt neu abzuwägen, aber jedenfalls ein fesselnd hypnotisches Beispiel dessen, was Bis eine heult auf ihrer Website als „irisierenden Pop“ (also wie eine Seifenblase schillernden) bzw. „eine musikalische Liaison zwischen Elektrochanson und Spoken Word bezeichnen.“ So ist es. Wer braucht da noch einen Programmschreiber, noch dazu, wo der stattdessen sowieso lieber noch einmal „Abwesen“ hören will. Entgegen einem weit verbreiteten Mythos kann der beste Pop ja mindestens so gut mit dem Kopf wie mit dem Bauch gemacht werden, und Bis eine heult genieren sich zurecht nicht für diese Erkenntnis bzw. dafür, dass man Songs wie „Räubertochter“ oder „Wolfsmutter“ in jedem anderen Kontext als diesem wohl Literatur nennen würde. Dabei wär eigentlich schon ihr Bandname, jene eifersüchtige Killerphrase, hämisch ausgestoßen, wann immer Kinder von Wiener Eltern und Großeltern sichtbar Spaß haben, für sich allein genug, um Bis eine heult zu verehren.