Gäste: Dj Resista, Patrick Pulsinger
Moderation: Robert Rotifer
Am 3. Mai, nur sechs Tage vor der Abhaltung des Red Bull Music Festivals in und um das Riesenrad, veröffentlichte DJ Sonja Resista unter dem Titel „Liebe Musikszene. Eine Moralpredigt“ einen offenen Brief an alle dort auftretenden Bands. Ihre Anklage argumentiert unter anderem anhand der politischen Äußerungen von Red Bull-Chef Didi Mateschitz und der Linie seiner Fernsehanstalt Servus TV. „Es erstaunt mich schon sehr, zu sehen, wie viele Artists & Kollektive, die sich zuvor regelmäßig antifaschistisch engagiert haben und bei eingangs genannten Events aufgetreten sind, sich hier zusammenfinden und ihren Namen für eine Marke hergeben, deren Politik diesem Engagement diametral entgegengesetzt ist.“
Der Post traf einen Nerv, erhielt jenseits der 600 Likes, wurde leidenschaftlich diskutiert und medial bis nach Deutschland verbreitet. Von den angesprochenen Künstler_innen meldete sich Ex-Popfest-Kurator Patrick Pulsinger zu Wort: „Ich bin mit der Kritik und den Vorbehalten total einverstanden”, schrieb er, “kenne dort aber die Leute, die gute Kulturarbeit machen. Dass sich eine adäquate Bezahlung von Kunst und Kultur nur durch private Hand realisieren lässt, ist leider ein hässlicher Beigeschmack unserer Gesellschaft.”
Ein interessanter Satz, wird doch umgekehrt auch die subventionierende öffentliche Hand, insbesondere, wenn sie Festivals mit freiem Eintritt ermöglicht, nicht selten der indirekten Marktverzerrung bezichtigt. Auch das Popfest darf sich in beiden Fällen angesprochen fühlen: Es wird zu einem größeren Teil mit Mitteln der Stadt Wien gefördert und steht seit Jahren in einer (wenn auch bescheidenen) Kooperation mit Red Bull, das mit dem Brandwagen auch eine Bühne ins Festival einbringt. Umso mehr Grund, sich der Debatte im echten Leben jenseits der sozialen Medien zu stellen. Robert Rotifer, Mitbegründer des Popfest Wien wird mit DJ Resista, Patrick Pulsinger und dem Publikum darüber diskutieren: Ob Staat oder privat, im Streaming-Zeitalter ist Popkultur längst abhängig von den Förderungen Dritter – Wie viel kostet künstlerische Integrität?