Anna Hader alias Savitrii, die zur Rapperin mutierte Slam-Poetin, hat Popfest-Ko-Kuratorin Esra Özmen 2019 bei ihrer Arbeit als Leiterin des Rapchors in der Brunnenpassage kennengelernt, Snessia aus Linz wiederum lud Esra gemeinsam mit Dent, Kid Pex und Bruder bzw. zweiter ESRAP-Hälfte Enes zur Gürtelsquad ins Rhiz. Könnte man also sagen, sie habe die beiden Rapperinnen entdeckt? „Also, ‚entdeckt‘ weiß ich nicht“, sagt Esra in löblicher Bescheidenheit, „Ich hab sie gut gefunden zu einer Zeit, wo sie rausgekommen sind.“ Immerhin hat sie bei einem gemeinsamen Trip nach Marokko das Video zu Savitriis passioniertem Rap über ihre Obsession mit einer Titelheldin namens Leyla gedreht.
„Die politischen und queerfeministischen Inhalte ihrer selbstgeschriebenen Texte schmiedet sie zu Sprachsalven, um sie surrend in die Luft zu feuern und dort Lärm zu machen, wo andere still sind“, heißt es im passend eloquenten Infotext der Poetry Slam-Landesmeisterin für Wien, Niederösterreich und das Burgenland, bzw. österreichischen Vizemeisterin. Was darunter zu verstehen ist, hört man unter anderem in „Empör dich“, einer in hohem Tempo vorgetragenen Kampfansage an die Regierung: „Wir zerlegen jeden Satz hier am Ballhausplatz,“ heißt es da, „Sie fühlen sich alle sicher hinter goldenen Fassaden / Aber wartet nur ab, wir stürmen Barrikaden.“
Dass Savitrii bei all dem maximalen Zorn auch nicht auf den Humor vergisst, zeigt einer ihrer jüngsten Tracks „Na“, entstanden in Zusammenarbeit mit Ohdrej & Meista: „Die Sprache ist schon schwah / Aber ich helf wie bei Rat auf Draht und sag’s als Reim, das ist ein Nein / Komm sieh’s doch ein / Ach, das ist ja kein Grund zum Traurigsein.“
Es ist nicht schwer, eine Geistesverwandtschaft zu ihrer Bühnenpartnerin Snessia festzustellen. Jene steht laut ihrem Info-Text „für Toleranz, Ehrlichkeit und Hip Hop! Snessia geht es im Hip Hop um viel mehr als nur um Bling Bling oder darum, die Coolste zu sein. Bei ihr steht die Message und die Performance im Vordergrund – so konnte sie 2020 beim Kultursommer Wien #wiendrehtauf sowie 2019 am Donauinselfest ihr Publikum für sich gewinnen.“ Nach ihrer Debüt-EP „INTAKT“ wird Snessia den Juli über „wöchentlich neue Singles veröffentlichen und diese zum ersten Mal live beim Popfest performen.“
Einstweilen finden sich schon reichlich klare Statements zur Lage in Tracks wie „Keine Angst“ („Braun wie Nussschnaps ist die Landschaft, Frau und Arschklaps vor der Mannschaft. Ich bin deutlich, Leute ich habs satt! Kommt mit euch klar, und reißt mit uns ab!“) oder ihrer wortreichen Selbstermächtigungshymne „Alles OK“: „Es läuft nach meinen Regeln, mit dem Wind aus meinen Segeln / Ich sag, was ich will, verbrenne deinen Knebel / Schärfe meinen Säbel, also komm mir nicht zu nah / Denn auch bei Nacht und Nebel mach ich kein Schritt zurück / Ich sitz am längeren Hebel!“
Foto Savitrii © Katharina Frauenberger
Foto Snessia © KS Kopfsache