Kurator:innen-Team für 2025

Die Sängerin und Songschreiberin Verifiziert wird gemeinsam mit dem Musiker und Journalisten Paul Buschnegg (Pauls Jets) für das Programm des kommenden Popfest Wien verantwortlich zeichnen.

Verifiziert (geb. Verena Haselböck, 1996 in Wien) zählt zu den erfolgreichen Vertreterinnen einer neuen heimischen Pop-Generation. Seit 2020 veröffentlichte sie mehrere EPs und Mixtapes sowie die Alben „adhs“ (2023) und „bulletholes“ (2024) auf Columbia Records, welche sich u.a. sehr persönlich mit den psychischen Verwundbarkeiten junger Menschen auseinandersetzen. Sie wurde zweimal für den Amadeus Award nominiert und trat als Tour Support für deutsche Pop-Größen wie Casper, Provinz, Marteria oder Paula Hartmann auf. 2023 spielte sie eine eigene ausverkaufte Tour.

Paul Buschnegg (geb. 1996 in Wien) wurde 2019 durch sein Bandprojekt Pauls Jets im deutschsprachigen Raum bekannt. Bisher erschienen sind drei Alben, zuletzt „Jazzfest“ (2022) beim Berliner Independent Label Staatsakt. Buschnegg publiziert regelmäßig Texte zu Pop-Themen, u.a. im Musikexpress, Falter und Standard. Zudem arbeitet er aktuell als Kunstvermittler in der Wiener Secession und studiert Kulturwissenschaften an der Universität für angewandte Kunst Wien.

Das 16. Popfest Wien wird von 24. bis 27. Juli 2025 am Karlsplatz open air sowie indoors im Wien Museum, der Technischen Universität, der Karlskirche u.a. über die Bühne gehen. Erste Programminformationen dazu werden im Frühjahr bekanntgegeben. Das kuratierte Festival für österreichische Popmusik zählte heuer erneut um die 60.000 Besucher:innen.

Kurator:innen 2025

Verifiziert & Paul Buschnegg© Philipp Melchers

Kurator*innen 2025

Verifiziert & Paul Buschnegg© Philipp Melchers

Kurator*innen 2025

Verifiziert & Paul Buschnegg© Philipp Melchers

Kurator*innen 2025

Die Utopie des Wiener Popfests war lange, Alternative-Musik zu himmelhoch jauchzendem Pop zu erklären. Relativ unbekannte Künstler:innen standen da plötzlich in der Abenddämmerung auf einer riesen Bühne – oder in einem der Säle ringsum; vor ein paar hundert Menschen statt der üblichen 20 – und aus etwas Schüchternen, Unverständlichen konnte etwas Fluides werden, etwas Verbindendes, Umarmendes, das kurz über sich selbst und alles hinaus wuchs. Es war wie ein Zaubertrick – das Popfest hatte diese Qualität – etwas Nischiges zum Pop zu machen und für einen Moment, heimlich, zu verwandeln.

Auch wenn es vielleicht nicht das alleinige Verdienst des Popfests ist, finden wir uns heute in einer sehr poppigen Zeit wieder. Ob ironisch oder total ernst, alle wollen eigentlich gern “Pop” sein, und nicht nur, für einen Moment, werden. Pop ist heute längst etwas tolles, aufregendes und man hört ihn offen und nicht mehr heimlich. Pop ist cool geworden, und auch ganz Wien ist voll davon.

Konfrontiert mit einer Pop-Stadt und sogar mit einem ganzen Popland stellen wir, Veri und Paul, uns als Kurator*innen des Popfests 2025 die Frage, was denn heute die Rolle des Popfests sein könnte. Reicht es langsam mit den Pop-Posen, oder soll das Popfest seinem Namen 2025 der-Zeit-ihre Kunstmäßig alle Ehre machen? Wir stellen uns diese Frage als große Popfans, die wir beide eigentlich aus der alternativen Nische kommen, und (als einstige Nischen-Indie-Kids) eigentlich fast alles unglaublich hassen, aber gleichzeitig (als große Popfans) eigentlich fast alles unglaublich lieben.

Es wird also möglicherweise wild, widersprüchlich und weird. Manche werden sicher sagen: “Das war ein schlechtes Popfest." Andere werden das Popfest (vielleicht durch unser Programm) erst neu entdecken. Und das ist vielleicht ein gutes Stichwort – Entdecken. Wir verstehen darunter das Feiern eines kindlichen Blicks, Überraschung, Verwirrung, Sogwirkung und Nicht-Verstehen. Das Popfest soll so funktionieren, wie für manche das erste Mal berauscht sein – das wäre schön. Aber wie kann das gelingen?

Bruchstellen sind Fundstellen, hat jemand Gescheiter einmal gesagt. Deshalb wollen wir vor allem an den Grenzen des Pops nach Pop zu suchen. Das können physische Grenzen des Pops wie etwa der Club, die ironische Trashparty oder die Demo sein, aber auch immaterielle wie die von Geschlecht, Identität und Nation. Diese Grenzen, Bruch- und Sumpfregionen wollen wir am Popfest stark machen. Denn Musik und Popkultur spielen gerade dort eine inklusive Rolle, wo sie verbindend auftreten müssen. Etwa im Techno, wo sich in seiner Ur-Form Distinktion, Herkunft und Geschlecht im Club auflösen, und das Gemeinsame vor das Trennende gestellt wird. Pop wirkt hier nicht explizit politisch, sondern implizit, lässt uns in den besten Momenten kommen wie wir sind und und auf den Kopf gestellt wieder nach Hause gehen.

Wichtig dabei ist, dass der Sound gut ist und so laut scheppert, dass das was vermeintlich nicht zusammengehört, verschmilzt – die schüchternen Gesten mit den Poppigen, die weirden mit den abgeklärten und die sinnsucheneden mit dem Dada. Cool wäre es wenn das Scheppern und Schmelzen so viel Hitze und Energie erzeugt, dass einem mindestens ein Jahr lang warm wird bei der Erinnerung. Das wäre unsere Popfest-Utopie.

Veri und Paul

 
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