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Tanz Baby!

Tanz Baby!

„Ich bin traurig“, singt der Mann im Elektroboot, und die Rose im seinem Knopfloch glüht rot, selbst noch im schwarzweißen Video. Das Spiel mit dem Schlager ist ein gefährliches, bedroht von der Banalität der Ironie auf der einen und dem falschen Sentiment auf der anderen Seite. Aber man würde nicht wagen ihm zu widersprechen, dem Mann im Elektroboot. Er meint, was er singt. Was David und Mu von Tanz Baby! im Studio mit Produzent Thomas „Kantine“ Kantine und live mit ihrer Band samt Klavier, Akkordeon, weiblichem Harmoniegesang und gegebenenfalls Rhythmusmaschine oder Schlagzeug (wieder Kantine) hervorzaubern, ist ein erstaunliches Destillat aus wissender Coolness und tiefen Wurzeln in den Sounds von Radio Burgenland und einem unüberhörbaren Einfluss der Musik der Roma und Kroaten.
Die von David, einem im Umgang mit audiovisuellen Medien akademisch geschulten Konzeptkünstler, verkörperte Kunstfigur des melancholischen Gigolo verführt uns mithilfe Mus schamlos eingängigen, repetitiven Melodien, aber tief in seinem Innersten bleibt er doch ein Schuft: „Ich hab geliebt heut Nacht und dabei doch nur an dich gedacht.“