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Sir Tralala

Sir Tralala

Bei Beschreibungen der Kunst des Sir Tralala wird gern seine vermeintliche Neigung zum Wahnsinn ins Treffen geführt. Dabei legt insbesondere sein jüngstes Album „Escaping Dystopia“ mit seinen fingerfertig gespielten (bzw. programmierten), megalomanisch opulenten und harmonisch einwandfrei gesetzten, orchestralen Arrangements die Vermutung nahe, dass David Hebenstreit, wie der als DJ, Club-Abend-Betreiber und begehrter Mitmusiker durch die Stadt geisternde Sir bürgerlich heißt, alles andere denn auf den Kopf gefallen sein muss. Er kann auch auf Dialekt („Dem Buam sei Gruam“), kann Schubert morden/ehren („Das Heideröslein“) und macht bei aller ostentativer Wunderlichkeit am Ende doch sowas wie Popmusik. „Deine Melodie, sie ist ein Wurm in meinem Ohr und zieht mich nach oben“, singt Sir Tralala mit wachsender Emphase in „Hymne wider die Macht (Die Macht ist eine Diva)“, während sich sein Dosenorchester immer weiter in Richtung finalen Tusch aufschwingt, „und dann schlag ich dir den Kopf ab, du Genie, und dann zerstör ich deinen Ton mit deiner eigenen Melodie.“ Okay, vielleicht ist doch was dran an der Sache mit dem Wahnsinn.