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Protestant Work Ethic

Protestant Work Ethic

Manchmal lassen sich einfach keine pop-evolutionären Argumente dafür finden, warum die Welt noch mehr Musik von noch einer Band mehr braucht, und im Fall des bei Valeot Records erschienenen Juwels „The Jar and Shock“ von Protestant Work Ethic ist das als hohe Auszeichnung zu verstehen. Weil emotionale Singer-Songwritermusik entgegen aller angelernter Reflexe eben doch immer noch spannend sein kann. In diesem Fall liegt das mindestens so sehr an des Oberprotestanten Simon Usatys überzeugend runden Songs wie an der beeindruckenden Dynamik seines Vortrags zwischen gehuschter Zurückhaltung und großem Drama – eine Qualität, die er möglicherweise sogar besser beherrscht als der gern über-outrierende Conor Oberst, um jetzt nur einen der unvermeidlichen Vergleiche abzuhaken.
Dort, wo Usaty alleine spielt, zum Beispiel im umwerfenden „At the Landing“, erinnern die vertrackten Harmonien und Arrangements gleichzeitig an Sufjan Stevens, Tim Buckley oder Bert Jansch, der auch dem Instrumental-als-Kreuzworträtselproblem „Stuck on 17 Across“ Pate gestanden zu sein scheint. Wo ihn die volle Band begleitet und sich Tasten, Schlagzeug, Bass, Slide-Gitarren, Banjos und einiges mehr dazu gesellen, entsteht dagegen ein Rumble, der uns von Wien direkt in die Catskills oder vielleicht den Mittelwesten oder jedenfalls den für solche Idyllen reservierten Teil unserer Köpfe verfrachtet. Ob sich das mit dem Protetstantischen Arbeitsethos auf seine musikalischen Aktivitäten bezieht, wissen wir übrigens nicht, aber PWE hat jedenfalls als Usatys Überstundenprojekt neben seiner sonstigen Beschäftigung in der Band KES begonnen. Wird spannend zu hören, wie PWE die feingestrickten akustischen Vibes von Usatys Aufnahmen live umsetzen lassen.