Freitag, 26. Juli 2013 00.00

MONOBROTHER

Der heimische Dialekt-Rap lebt großteils in seiner eigenen Blase. Aber wer sagt, dass der Rest der Stadt das nicht auch tut? Monobrother, zugereister Mostviertler mit scharfem Blick, ist ein präziser Glubscher durchs Gurkenglas dieser Stadt, „dem Austragungsort von der Fremdschäm-WM“, wie er sie im Track „Modernisierungsverwirrter“ aus seinem zweiten Album „Unguru“ nennt. Im selben Text bezeichnet der MC sich selbst als „heite fost scho FM4-Schatzi-Singer-Songwriter-Spatzi“, und der Sell-Out eines Popfest-Slots passt tatsächlich nur zu gut in dieses unwürdige Bild des Klassenverräters. Ganz im Ernst verspürt aber der Programmtextschreiber an dieser Stelle schon große Lust, überhaupt nur mehr aus obigem Monobrother-Song zu zitieren, der das Leben im Gentrifizierungsbezirk (“Es san scho olle wegzogn, nur mehr Laptop-DJs, Agenturchefs mit fancy Ideen“) und die Tristesse des heuchlerischen Arbeitsmarkts („Sei immer flexibel und wettbewerbsfähig und sechssprachig unterwegs für x Euro die Stund, Grüß Sie Gott, in welchem Oasch is no Platz…“) so treffend und hart beschreibt, dass ihm, dem Programmtextschreiber, in der letzten Strophe glatt die Augen feucht werden (und das bei einem Hip-Hop-Song!). „I bin’s, Generation I waaß no imma ned“, stellt Monobrother da fest, „Sturer Optimist, siehst du ned, dass nur die Sau, die vurn am Trog steht, frisst.“
Songs wie dieser relativieren hundertundeins schlaue Medienkommentare darüber, dass Pop angeblich nichts Kritisches zum Leben in der längsten Krise seit dem letzten Krieg mehr zu sagen hätte. Wer lebt da noch gleich in seiner eigenen Blase?