Samstag, 27. Juli 2013 01.00

GHOST CAPSULES

Man könnte nun coole Zurückhaltung üben und sie einfach als eine internationale Electro-Formation aus Wien bezeichnen, die Hits wie „Inside“ oder „Game of Thrones“ hervorgebracht hat, aber was soll’s: Hinter Ghost Capsules steckt der vor einiger Zeit aus seinem ersten Exil Amsterdam in sein zweites nach Wien verzogene Brite Tim Simenon, und ja, es ist was ziemlich besonderes, ihn am Popfest zu erleben. Zur Erinnerung, das ist derjenige Mensch, der Ende der Achtziger unter dem Alter Ego Bomb The Bass mit „Beat Dis“ im Zeichen des Smiley der Rave-Bewegung mit auf die Beine half, bald darauf Neneh Cherrys „Manchild“ und „Buffalo Stance“ produzierte, in den Neunzigern aus der Heroinkrise von Depeche Mode den Triumph ihres Albums „Ultra“ zauberte und zwischendurch Leute wie David Bowie, Björk oder Massive Attack remixt hat. In Wien hängengeblieben ist Simenon nicht etwa wegen der angeblich so ruhigen Kugel, die sich dort schieben lässt, sondern weil er in Schlagzeuger Roman Lugmayr und dem Keyboarder Georg Lichtenauer (von Valesta) den idealen Partnern für ein neues Projekt über den Weg lief, das schließlich in der strahlend klaren Stimme von Laura Gomez seinen fesselnden Charakter fand.
In den Anfangstagen des Popfests hörte man oft den wohlmeinenden Vorschlag, das Programm mit „internationalen Acts“ zu durchmischen. Das war freilich immer schon der Fall: Ghost Capsules sind bloß ein leuchtendes von vielen Beispielen internationaler Popmusik, die von Menschen welcher Nation auch immer zufälligerweise in Wien – und folglich auch beim Wiener Popfest – gemacht wird. Wir haben Tim Simenon nicht gefragt, sind aber überzeugt, dass er das ganz genauso sehen würde.