Freitag, 26. Juli 2013 00.00

WILD EVEL & THE TRASHBONES

Die primitive Welt des Garage Punk ist ein seltenes Beispiel für jahrzehntelang gepflegtes, stures starres Dogma, das trotzdem, nein gerade deshalb Spaß macht. In diesem vornehmlich in Schwarz-Weiß gehaltenen Mikrokosmos ist Wild Evel ein nicht kaputt zu kriegender Koloss, egal wie viel Bier er aus seinen schweißgetränkten Chelsea-Boots trinkt. Das heißt, wir sollten hier wohl nicht seine Rolle als Frontman der Incredible Staggers mit der bei den Trashbones durcheinander bringen. Wedelt er bei ersteren furios mit Mikrophon und Tamburin, so reitet er bei zweiteren die rote Farfisa, gelegentlich bäuchlings auf allen Tasten. Musikalisch gesehen verwüsten die jeweils vier Akkorde eines Trashbones-Songs ein dem der Staggers zwar benachbartes, aber doch entschieden raueres Revier: Weniger Surf, dafür mehr Punk der Sorte, die 1966 in einem Kaff im amerikanischen Mittelwesten entstanden und in den Achtzigern auf irgendeinem Pebbles-Sampler wiederentdeckt worden wäre. „Tales from the Cave“ eben, genau wie es der Titel des letztes Jahr erschienenen Wild Evel & The Trashbones-Albums verspricht. Die Gefahr solcher kompromissloser Retro-Ästhetik mit Liebe zum Detail ist ja eigentlich immer, dass sie einen perfekt gestylten Weg in die pathologische Fixierung bahnen kann. Doch bei Wild Evel braucht man sich darüber keine Sorgen zu machen. Er hat schon vor einigen Jahren die Verwandlung in eine jener Cartoon-Figuren vollzogen, die er so perfekt für die eigenen (und manch anderer Leute) Plattencover zeichnet. Von wegen „I Wanna Be Your Caveman“, aber er ist es doch schon längst.