Samstag, 27. Juli 2013 17.00

SOIA

Über einen Teppich von entschleunigten Beats eine Vorliebe für Jazz bekunden kann bald wer, ja in den 1990ern war das in Wien bekanntlich sogar Szenepflicht. Umso auffälliger und umwerfender, wenn man dann eine wie Soia hört, die tatsächlich eine hörbar innige Beziehung zur Blue Note und zu ihren Grooves vermitteln kann. Interessanterweise war der Jazz, mit dem sie aufwuchs, einerseits afrikanisch, andererseits Fusion. In anderen Worten: Hier hat jemand zuerst Sathima Bea Benjamin und Billie Holiday, dann erst Erykah Badu, zuerst Billy Cobham, dann erst die gesampelte Version von Massive Attack gehört, und ist bei der Übersetzung dieser (und klassischer) Einflüsse ins Pop-Format zu teils ähnlichen, aber doch ganz eigenen Schlussfolgerungen gelangt. Dabei ist die Geschichte dieser erstaunlichen Sängerin noch lange nicht die ganze Erklärung für Soias Sound, steckt dahinter doch ein Produzent namens Mez, seines Zeichens weit fortgeschrittener Klavierstudent mit einem Faible für verstiegene Harmonien und kleine Klangfundstücke, die als Miniatur-Hooks und Aufhorch-Impulse in den endlos detailreichen Mix seiner Arrangements einfließen und dabei den überraschenden Wortfetzen aus Soias Stream-of-Consciousness-Lyrik die Hand reichen: Kann es sein, dass sie in „Obtaining“ tatsächlich von „malicious joy for the melanome“ singt? Wenn Soia am Samstag mit vierköpfiger Band den Seebühnenabend eröffnet, sollte die Sonne zwar noch einigermaßen melanomfreundlich am Himmel stehen, aber die Freude auf dem Platz wird garantiert eine gutmütige sein. Geht gar nicht anders bei diesen Songs, die Soia selbst sehr richtig als „feel-good tunes, always going beneath the surface“ beschreibt.